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Routiniert polierte Perfektion

Orchid Classics, EAN: 5060189560790, Kat.-Nr.: ORC100079

Carl Nielsen, Erich Wolfgang Korngold: Violinkonzerte; Odense Symphony Orchestra, Kristiina Poska (Leitung), Jiyoon Lee (Violine)

Empfehlenswert ist dieses Album vor allem wegen seines erlesenen Repertoires: Mit Erich Wolfgang Korngolds und Carl Nielsens jeweils einzigen Violinkonzerten stehen hier zwei ausgesprochen interessante Konzerte aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Fokus. Korngolds herrlich komplexes, dabei üppig und mit allen Finessen orchestriertes Violinkonzert ist dazu äußerst selten auf Tonträger zu hören und macht mit Nielsens nach wie vor aufregendem Konzertboliden auch eine großartige Figur.

Beide Werke sind auf dem vorliegenden Album der britischen Edel-Schmiede Orchid Classics dazu in einer äußerst ansprechenden Aufnahme eingefangen worden, die in den Aspekten Spieltechnik, Aufnahmeklang und Poliertheit kaum Wünsche offenlässt.

Das bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass man eben nicht mit Ecken und Kanten, Persönlichkeit und neuen Erkenntnissen rechnen sollte. Auf geradezu frappierende Weise regiert hier die vollständige Routine: Jiyoon Lee, eine technisch perfekte Violinistin, trifft auf ein technisch perfektes Sinfonieorchester aus Odense, denkbar routiniert dirigiert von Kristiina Poska, die sicherlich eine notengetreue Wiedergabe der Partitur erreicht: aber auf eine so polierte, goldglänzende Weise, dass die ganze Angelegenheit eher wirkt wie ein prêt-à-porter-Schaulaufen.

Sowohl von Korngold als auch von Nielsen gibt es weitaus charaktervollere Aufnahmen, die auch die Abgründe und Extasen beider Konzerte ausloten und in Grenzbereiche vorstoßen, die erst den Wert von Kunst, gerade von solch spätromantischer, harmonisch gewagter, ausmachen. Für Nielsen empfehle ich deshalb nach wie vor die Einspielung der Göteborger Sinfoniker unter Myung-Whun Chung bei BIS mit dem zeitlos unterschätzten Geiger Dong-Suk Kang, während ich für Korngold eine ebenso uneingeschränkte Empfehlung für die Einspielung des Colburn Orchestra unter der Leitung Sir Neville Marriners mit dem jungen Nigel Armstrong ausspreche, erschienen bei Yarlung.

[Grete Catus, Juni 2018]

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Blockflötenkonzerte

German & French Recorder Concertos

Markus Zahnhausen (* 1965)  Recordare (2015)

Fabrice Bollon (*1965)  Your Voice Out Of The Lamb (2014)

Günter Kochan (1930-2009)  Music for alto recorder, 25 string instruments and percussion 2000

Drei Welt-Ersteinspielungen

Michala Petri, Flöte
Odense Symphony Orchestra
Christoph Poppen, Conductor

Our Recordings 6.220614
7 47313 16146 1

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Wie hat sich das Verhältnis zu diesem Instrument im letzten Jahrhundert doch gewandelt! Vom ersten Anfänger-Instrument von der Tante für Kinder – und gerade besonders für Kinder fast immer völlig ungeeignet – zu einem hochentwickelten, spannenden und unglaublich vielseitigen Konzert-Instrument vom Barock bis zu den neuesten Kompositionen eines Markus Zahnhausen. Und Michala Petri hat dem Ganzen mit ihrer Präsenz und grenzenlosen Fertigkeit noch ganz andere, neue Möglichkeiten erschlossen. Vieles davon ist auf dieser Ersteinspielung zu hören und zu bestaunen.

Besonders im ersten Konzert, wo Markus Zahnhausen – selber Blockflötist – nicht nur die Möglichkeiten der verschiedensten Flöten einbaut, sondern auch der Solistin im Orchester-Part die bezwingendsten Begleitungen mitgibt, so z.B.  gleich zu Beginn mit Glockenklängen oder Rhythmen von Schlagzeug und großer Trommel. Glücklicherweise lag mir sogar die gesamte Partitur von zwei der aufgenommenen Stücke vor, ich konnte also die Strukturen auch im Notenbild mit verfolgen, ein ganz besonderer Zusatz-Genuss! Zahnhausens Konzert hat, da auch als zusammenhängende Form sehr gelungen, das Zeug dazu, ein moderner Klassiker für die Blockflöte zu werden.

Nicht nur Werke und Aufführungen sind auf exzellentem Niveau. Hinzu kommt ein außergewöhnlich umfangreiches und informatives Booklet, eine wahre Fundgrube über Anlass der Kompositionen und ihre Schöpfer. Von Günter Kochan hatte ich in einem Liederbuch schon einmal ein Klavierlied gefunden, der war mir also kein ganz Unbekannter mehr. Sein Konzert für Blockflöte, Streicher und  Schlagzeug zeigt seine Beherrschung des Handwerks natürlich ebenso wie seine eigenwilligen kompositorischen Ideen und deren souveräne Umsetzung: Kein Wunder, dass er zu den  besten Komponisten der ehemaligen DDR gehörte, auch wenn vieles seiner Musik  heute fast boykottiert zu werden scheint.

Michala Petri spielt alle Herausforderungen mit ihren unbegrenzten Möglichkeiten souverän aus,  es müssen  eben nicht nur Vivaldi, Händel, Bach oder die modischen Komponisten der Blockflöten-Literatur sein. Gerade moderne Kompositionen, die neue Spielweisen, neue Klänge, neue Herausforderungen an die Musikerinnen und Musiker stellen, zeigen – vor allem, wenn sie so überlegen gemeistert werden wie von der Dänin –, was aus diesem Instrument an Musik noch lange nicht an einem  Endpunkt – die entsprechenden Komponisten vorausgesetzt! – noch zu erwarten und bereits zu erleben ist und sein wird.

Am wenigsten ansprechend war für mich das Konzert von Fabrice Bollon für Flöte und kleines Orchester. Er baut hier auch elektronische Elemente ein, wie Loops und Verstärkung, bezieht sich auf die Rock-Gruppe „Genesis“ und versucht eine Mixtur aus allen möglichen Stil-Elementen der E- und U-Musik. Das mag für die ausführenden Musikerinnen und Musiker sicher spannend sein, mir sagte dieses Stück am wenigsten zu, was dem Komponisten reichlich egal sein dürfte, denn wie seine Musik ankommt, war sicher nicht sein primärer Impetus, diese Komposition zu schreiben. Er selbst vergleicht sich mit einem Koch, der mit verschiedensten Gewürzen aus den verschiedensten Erdteilen jongliert, um eine wohlschmeckende Mahlzeit zuzubereiten.
Ob und wie weit ihm das gelungen ist, muss jede Person beim Hören selbst beurteilen.

Im Ganzen aber ist diese CD eine großartige Bereicherung im Zusammenhang mit einem immer noch weit unterschätzten Instrument.

[Ulrich Hermann, März 2016]