Theorien und hohle Felsen

hohler fels
new works for flute

Karin de Fleyt, Flöten

Peter Mercks, Klarinetten und Bassklarinette
Jakob Fichert, Klavier
RNCM Wind Orchestra, Mark Heron

Rolf Gehlhaar *1943
Grand Unified Theory of Everything
for piano, bass & alto flute and bass &alto clarinet (15:59)

Christopher Fox *1955
stone, wind, rain, sun (10:43)

Paul Goodey *1965
Hohler Fels (37:39)
Concerto for bass flute, alto flute, C flute, piccolo and wind orchestra

Métier msv 28555
8 09730 85552 8

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Vom ersten Ton an schlägt mich die Musik von Rolf Gehlhaar in Bann, und das bleibt so bis zum letzten verklingenden Klavierakkord. Was da die drei Instrumente an Tönen, Klängen, Spannungen und Zusammenhängen entstehen lassen, ist magisch. Natürlich haben die verschiedenen Blas-Instrumente , die Bass- und die Alt-Flöte, die Bass- und die Alt-Klarinette neben den verschiedensten Klavierklängen daran größten Anteil, aber mitnehmend ist vor allem der musikalische Bogen, der entsteht vom ersten bis zum letzten Ton.

Rolf Gehlhaar, in Schlesien geboren und mit den Eltern und Geschwistern 1953 in die USA ausgewandert, war jahrelang als Assistent bei Karlheinz Stockhausen tätig. Er selbst schreibt im – leider nur englischsprachigen Booklet – über die Inspiration und Idee zu dieser Komposition: „Es ist der musikalische Versuch, die endgültige Weltformel [so die Übersetzung für Grand Unified Theory] für eben alles und jedes zu finden oder wenigstens musikalisch zu kreieren. Wobei Gehlhaar betont, dass es lediglich „snapshots“ sein können, die ihn angeregt haben.

Leider gilt das gleiche Faszinosum für die beiden anderen Kompositionen nicht – wenigstens, was meine subjektive Wahrnehmung und Empfindung angeht. Ich finde 10 Minuten lange, wenngleich verstärkte, Klappen- und Atemgeräusche als „Musikstück“ einfach nur „boring“, wie der Engländer sagen würde. Und Effekte jeglicher Art nützen sich ungeheuer schnell ab, wenn dahinter keine andere Idee steckt als einzig dem sinnlichen Reiz huldigendes scheinbar Neues oder Originelles, dann langweilt das nur.

Vom dritten Stück habe ich mir aufgrund der Enstehungsgeschichte und des Titels mehr erhofft, aber mir erschließt sich dieses Concerto trotz des großen Aufwandes nicht. Natürlich spielt die Solistin fabelhaft und auch alle anderen Musiker sind gefordert und erweisen sich als Könner. Allein die Komposition, trotz einiger atmosphärisch bezwingender „Höhlenklänge“, vermittelt keine eigentliche Idee oder Struktur über die Klangerzeugung hinaus. Und ausschließlich clusterhafte Klangballungen ergeben eben noch keinen Zusammenhalt oder  etwas, was mich als Hörer tatsächlich erreichte und anspräche. Schade!

[Ulrich Hermann, März 2016]

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