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Tribute to Stéphane & Django

Gramola Avanti Jazz 5414706 1053-2; EAN: 5414706105320

Tribute to Stéphane & Django; Roby Lakatos & Biréli Lagrène; Modern Art Orchestra

Biréli Lagrène und Roby Lakatos haben ungefähr das selbe Alter; und Herrn Lakatos ging es wie mir, als wir vor Jahren zum ersten Mal diesen jungen Gitarristen hörten und totale Begeisterung verspürten. Kein Wunder also, dass es Jahre später zur überfälligen musikalischen Begegnung kam: Sie spielten gemeinsam ein Konzert und nahmen dieses auf, woraus diese CD entstand.

Die Aufnahme ist zwei Giganten des Zigeuner-Jazz gewidmet, dem Geiger Stéphane Grapelli und dem Gitarristen Django Reinhardt. Zusammen mit einigen anderen Musikern und dem Modern Art Orchestra entstand eine Scheibe, die anzuhören einfach ein hinreißendes Vergnügen ist. Nicht nur, weil die Stücke zum bekannten Repertoire gehören, nein, die große Spielfreude aller Beteiligten überträgt sich auf den Zuhörer und lässt jedes Mal wieder eine kurzweilige Stunde höchsten Vergnügens entstehen.

Es gibt Musiker, denen Geschwindigkeit über alles geht. (Wie meinte ein Kritiker zu den rasenden Geschwindigkeiten mancher Gitarreros: Sie mögen sich doch bitte nicht so anstrengen, ein Maschinengewehr sei einfach noch immer viel, viel schneller!) Man meint oft, bei einem Wettbewerb dabei zu sein: Wer kann noch schneller spielen, besitzt noch flexiblere Finger, noch irrwitzigere Einfälle und dröhnt das ganze so unmusikalisch wie möglich in die Ohren der Hörer? Anders jedoch diese beiden Protagonisten! Nicht nur ihre Finger sind schnell und ihre Technik atemberaubend, nein, in erster Linie ist es ihr Bewusstsein. So dient die Schnelligkeit keinem demonstrativen Selbstzweck, sondern bindet sich in die Persönlichkeit und das musikalisches Bewusstsein der beiden ein. Mir fällt dazu immer wieder der Pianist Cecil Taylor ein, der diesen Gesichtspunkt par excellence verkörperte und repräsentierte.

Wie leicht und doch überzeugend solche Fähigkeit des Spielens zu hören und zu genießen sind ebenso wie diese ja oftmals aus dem Moment heraus improvisierten Melodien und Läufe, Ausbrüche und Weiterführungen, das wird auf dieser eindrucksvollen CD deutlich und hörbar. Die Live-Atmosphäre wurde darüber hinaus vortrefflich eingefangen.

Insgesamt also eine wunderbare Huldigung von zwei exzellenten Solisten mit ebenso herausragenden Musikerkollen, von denen jeder eine Nennung wert wäre: Man denke allein an den Trompeter Kornél Fekete-Kovács, den Leader des Modern Art Orchestras, sowie natürlich den Schlagzeuger Niek de Bruijn und den zweiten Gitarrist Andreas Varady, die allesamt feinfühlig und sicher agieren.

[Ulrich Hermann, Juli 2018]

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