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Persischer Zauberer

Persian Fantasy: Nima Farahmand Bafi , Klavier

Nima Farahmand Bafi: Persian Fantasy; Fantasy On Torkaman By Hossein Alkizadeh; Persian Poem Nr. 1 & 2
Frédéric Chopin: Polonaise Op.53
André Aminollah Hossein: Hommange à Kayam
Franz Liszt: Hungarian Rhapsody No. 12
Aram Khachaturian / Nima Farahmand Bafi: Prelude and Lezginka from „Gayneh Ballet“

ACD 6154 ANIMATO; EAN: 4 012116 615432

„Alle Stücke in diesem Projekt ergänzen sich in ihrer emotionalen Stimmung und zusammen bilden sie eine musikalische Reise. Sie reflektieren, wie traditionelle persische und westliche klassische Musik mich inspiriert haben….“  So schreibt der inzwischen in Stuttgart lebende Pianist Nima Farahmand Bafi im Booklet über seine CD und die Hintergründe für diese spannende und  hörenswerte „Cross-Over“–Reise. Schon das erste Stück, die Persische Fantasie, nimmt den Hörer in eine völlig andere Klangwelt als die gewohnte klassische eines Klavierabends. Die modale Melodik der iranischen Musik – wovon der Pianist sicher auch nur einen Ausschnitt wiedergeben kann, denn die persische Kultur gehört ja zu den ältesten der Zivilisation – ist sehr fasslich und nachvollziehbar. Noch dazu, wenn sie von einen solchen Meister ins Spiel gebracht wird mit der intensiven Delikatesse, was Ton und „Anschlag“ angeht.  (Welch ein grausiges Wort für die Berührung der weißen und schwarzen „Tasten“, wie sie doch ganz richtig im Deutschen heißen!)

Nein, die Musik seiner iranischen Heimat lässt der 1984 geborenen Musiker – der auch ein promovierter Physiker ist(!) – zu einem wundervollen (= voller Wunder) Hörerlebnis werden. Dass er aber auch anders kann, zeigen die drei gleichfalls aus folkloristischem Fundus schöpfenden „westlichen“ Stücke, wobei mich die Übertragung des armenischen Stücks von Aram Khachaturian am meisten fasziniert. Es ist eben einer der Vorzüge des Mediums, immer neue Hörwelten nachvollziehbar werden zu lassen. Bei Chopins Polonaise op. 53 – die ja zu seinen bekannteren Stücken zählt – kann Nima Farahmand Bafi seine andere , die klassisch- pianistische Seite ausspielen, da klingt der Steinway eben nicht mehr so melodiös singend, da kommen die dynamischen Möglichkeiten des Instruments und seines Spielers zum Zuge, ebenso in der 12. Ungarischen Rhapsodie von Franz Liszt. Aber das für mich wichtigere Erlebnis besteht eben im Kennenlernen einer völlig anderen, eigenständigen Musiksprache eines Landes, dessen Kultur derzeit in den Medien leider fast nur noch unter merkwürdigen politischen Gesichtspunkten gesehen und beschrieben wird.

Dafür bildet die CD mit und von Nima Farahmand Bafi ein höchst willkommenes und verzauberndes Gegengewicht.

[Ulrich Hermann, November 2016]